Donnerstag, 16.08.2018

Der Tag nach dem O-Marsch

„Schichtwechsel, du bist wieder dran.“ sagte Luna zu Sol. Ohne zu zögern warf diese ihre wärmespendenden Strahlen auch über den Bayerischen Wald. Wie ein schneller Wandertrupp arbeiteten sich die Sonnenstrahlen von Baumwipfel zu Baumwipfel, Über Kuhweiden, Felder, Häuser, jeden niedlichen Kirchenturm der Bayerischen Dorfidylle, Straßen, Balkone, Zimmerfenster, über Bettpfosten, Decken bis auf das Antlitz der Teilnehmer und Leiter.

Klopf,klopf… Sie vernahm ein leises Grummeln und entschloss sich die Türe leise zu öffnen. „Simon…?! Wir müssen die Kinder wecken…!

Er riss seine Augen auf, verdammte innerlich seinen Wecker der nicht klingelte und stimmte ohne zu zögern zu.

„Bei diesem Zimmer fangen wir an!“ sagte Jana mit noch leicht verkratzter Stimme zu Simon.

Beide räusperten sich, öffneten die Türe einen Spalt und holten nochmal Luft um mit einem lieblichen „Wunderschönen guten Morgen“ das erste Zimmer der Teilnehmer zu betreten.

Wie von Geisterhand öffnete sich die Türe den Beiden ohne ein Einwirken der Beiden. Es drückte sich durch den Türrahmen ein schwerer Dunst aus feuchten Handtüchern, diversen Deodorantnoten, auf einer langen Wanderung vollgeschwitzen Socken und Schlaf.

Trotz leicht verzogener Miene warf Simon Jana einen Ich kümmere mich darum-Blick zu, drehte seinen Kopf über seine Schulter, atmete die stehende Luft aus und holte nun richtig Luft.

Bemüht die noch freien Stellen auf dem Fußboden mit seinen Hausschuhen zu treffen stieg er wackelig aber bestimmt durch das Zimmer und öffnete auf der gegenüberliegenden Seite das Fenster… Ausatmen und tief Einatmen.

Nachdem alle Teilnehmer und Leiter ihre Brötchen, Cerealien und Obst gefrühstückt hatten, der Toilettendienst vom Vortag nachgeholt wurde und auch der letzte Teller gespült war versammelten sich die Teilnehmer bei einem Workshop ihrer Wahl.

Die Strahlen der Vormittagssonne brachen sich im noch nicht vollständig verdunsteten Morgentau der Grashalme und warfen ein warmes Spektrum an Farben auf das mittlerweile raue und abgenutzte Leder des Fußballs. Pfock – mit kräftigem Anlauf schoss Moritz den Ball entgegen seiner Mitspieler. Tooor! Jubel!…

Parallel eiferten kleine Mädchen ihrer Gesangsidole mit eleganten und graziösen Tanzbewegungen vor einem elektronischen Endgerät mit Ton- und Bildausgabe nach.

Alle Textilien die weiß waren wurden wild gebatigt und geknüpfte Bändchen in den fröhlichsten Farben des Sommers zieren nun diverse Hand- und Fußgelenke.

Pitsch, Piffff…. Ein Semmelbrösel traf auf die Oberfläche das warmen Öls und sank kurz unter leichtem Sprudeln auf den dunklen Boden des Bräters. „Moment noch“ warf er ihnen zu und schaute seine Küchenschaben mit sicherem Blick an.

Das gleiche nochmal. Dieses Mal mit einem viel stärkeren Sprudeln. Wie Soldaten in Reih´ und Glied legte er die Cordon Bleus unter tosendem Spritzen und Zischen nebeneinander in das heiße Öl. Währenddessen glitt das Messer auf den Knöcheln der ersten Fingerglieder von Küchenschabe -Chmiel- entlang und durchdrang die bereits geschälte Kartoffel. Mit einem gewieften Anwinkeln seines Handgelenkes löste sich der Erdapfel unter einem leichten Schmatzen vom Messer. Tschak!… nochmal halbiert, Plups… ab ins Wasser.

Neben einem herzhaft betörenden Duft laufen die Vorbereitungen für das Abendessen und lockten somit zur mittaglichen Brotzeit.

Frisch aufgeschnittenes Körnerbrot und bayerische Käse- und Wurstspezialitäten säumten die Reste des Burgeressens des Vortages.

Wie Fernsehwerbung funktioniert, wirkt, was dahinter steckt und warum es die Menschen zu teils schwachsinnigem Konsum verleitet könnten die Teilnehmer mal wieder selber erkunden, diskutieren, sich austauschen und auch selber ausprobieren. Bei den Kameraaufnahmen für diverse fiktive Produkte und Dienstleistungen entpuppten sich erneut Regisseure, Kameramänner und Frauen, Darstellerinnen und Komparsen.

Wie auf dem Südring Freitag nachmittags, strömten alle vom bereits köstlichen Duft zum Abendessen. Brokkoli und Sauce Bearnaise rundeten das Abendessen in dem viel zu lauten Raum ab. Ein ausgedehntes Mahl, bei dem geschlemmt aber auch über den eigenen Dreh erzählt wurde.

Das Licht der Abendsonne spiegelte sich in der Sauciere und erwärmte mein Gesicht, als ich mit geschlossenen Augen meinem Mitleiter zuhörte, wie er allen verkündete, dass es auch Stockbrot zum Lagerfeuer geben würde.

Die Flammen züngelten am Bäckerkarton, aus dem wir eben noch die letzten trockenen Brötchen herausholten und entwickelten sich zu gelb-orangenen Flammengeistern, die nun auch die Scheite umarmten und zu sich machten. Der Geruch von Erde, Tannenzapfen und Holzrauch vermengte sich mit einem angenehmen von Hefeteig. Sein Betthupferl selber garen zu lassen, dabei die Erlebnisse, Erfahrungen, sowie Eindrücke des Tages mit einem verträumten Blick auf den Tanz der Flammen zu reflektieren ist nun voll im Gange.

Viechtacher Bergkristall Gerstensaft und Kartoffelchips warten nur darauf bei der finalen Feinabstimmung für den morgigen Tag genossen zu werden. Ein weiteres Mal hoffe ich auf mehr als eine handvoll Schlaf, bisher vergebens.

Es wartet ein neuer und erlebnisreicher Tag auf alle, doch bis dahin senden wir ganz herzliche Grüße und eine gesegnete Nacht für euch nach Düsseldorf.

Guats Nächtle – euer Leitungsteam 🙂

Top